Norwegischer Bilder-Brunch

Auch wenn noch nicht alle Bilder sortiert sind – wenn Freunde da sind, dann schwelgt man doch gerne in den Urlaubserinnerungen und passend zu den Fotos wurde diesmal ein norwegischer Brunch aufgetischt.

Was gehört eigentlich zu einem typischen norwegischen Frühstück?

Beim norwegischen Frühstück steht oft grobes Brot oder Knäckebrot auf dem Tisch mit Marmelade, braunem Käse, gekochtem Ei, Käse und eingelegter Hering oder Lachs auf dem Tisch. Aber auch Waffeln, Sveler oder Haferbrei (Porridge) und Müsli lassen sich finden. Am Wochenende auch gerne mal noch etwas herzhafter mit Bacon, Räucherlachs Frischläse etc.

Da es ja ein norwegischer Brunch wird schauen wir mal noch kurz auf das Mittag- und Abendessen in Norwegen: beim Mittagessen dominieren hier, wie in fast allen skandinavischen Ländern, belegte Brote oder auch warme Würstchen (gerne aus Lamm oder Rentier).

Am Abend findet man viele Fleisch- und Fischgerichte (u.a. Königskrabbe, Lamm, Eismeer-Saibling…) sowie verschiedenen Desserts wie Moltebeeren-Waffeln, Sveler mit Trollcreme etc.

Da der braune Käse nicht nur auf Knäckebrot, sondern auch auf Hveteboller (norwegische Weizenbrötchen) super schmeckt, habe ich am Sonntagmorgen mal den Backofen angeworfen und neben den Zimtschnecken auch noch eine Runde fluffige, süße Weizenbrötchen gebacken und während der Waffelteig vor sich hin ruhte wurde der Kvæfjordkake für den Nachmittagskaffee fertig gemacht.

Wichtig bei den Hveteboller ist die Temperatur – unbedingt darauf achten, dass Wasser, Milch und auch die Raumtemperatur nicht zu kalt sind – sonst gehen sie nicht so schön auf!

Hier geht es zu den Rezepten:

Hveteboller (norwegische Weizenbrötchen) (12 Brötchen)

  • 500 g        Mehl, Type 550
  • 1 P. Trockenhefe
  • 60 ml        Wasser, lauwarmes
  • 240 ml      Milch, lauwarme
  • 60 g         Butter, weiche
  • 1 TL         Salz
  • ½ TL         Kardamom
  • 35 g         Zucker

Mehl in eine Schüssel sieben, die Trockenhefe in Wasser auflösen (lauwarm!) und mit den restlichen Zutaten zu einem homogenen, elastischen Teig kneten (oder wie ich, in der Küchenmaschine kneten lassen ;-)…). Anschließend abgedeckt an einem warmen Ort ca. 30-60 Minuten gehen lassen bis er sein Volumen verdoppelt hat. Danach können 12 Kugeln (ca. 70 g) formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und nochmal ca. 30-45 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.

Backofen auf 200°C vorheizen und die Brötchen mit einer Ei-Milch-Mischung bestreichen – wer mag, kann noch Hagelzucker darauf streuen – und dann auf der mittleren Schiene 20-25 Minuten backen (goldbraune Färbung).

Schmecken toll mit dem braunen Käse und der Lime Jelly!

Kvæfjordkake – der norwegische Nationalkuchen

Teigboden:

  • 150 g sehr weiche Butter
  • 1 Prise Salz
  • 125 g Zucker
  • 5 Eigelb
  • 150 g Weizenmehl (Typ 405)
  • 1,5 TL Backpulver
  • ca. 100 ml Milch

Baiser (obere Schicht des Kuchens)

  • 5 Eiweiß
  • 100 g Zucker
  • Mandeln, gehobelt (Menge nach Lust und Laune)

Vanillecreme

  • 1 Vanilleschote, das Mark
  • 250 ml Milch
  • 550 ml Sahne (Achtung: 300 ml davon zum Unterheben!)
  • 75 g Zucker
  • 35 g Speisestärke
  • 4 Eigelb

Teigboden & Baiser

Butter, Salz und Zucker zu einer schaumigen Masse aufschlagen und die Eigelbe nacheinander unterrühren; dann das Mehl mit Backpulver vermischen und mit der Milch abwechselnd in den Teig einrühren. Der fertigen Teigboden auf ein Backblech (mit Backpapier) gleichmäßig verstreichen.

Die Eiweiße zu Eischnee schlagen und langsamen (!) den Zucker nach und nach einrieseln lassen. Die entstandene Baisermasse sollte glänzen, sehr fest sein (und sehr lecker schmecken).  (Extratipp: das ist auch die Grundlage für eine leckere Trollcreme-Variation  – für euch heute extra getestet ;-)!). Die Baisermasse auf dem Teigboden wellenförmig verstreichen und die gehobelten Mandeln darüber streuen.

Den Kuchen im vorgeheizten Backofen bei 160 °C (Ober- und Unterhitze) auf der mittleren Schiene ca. 45 Minuten backen.

Füllung

Eigelb, Zucker und Speisestärke in einer Metallschüssel gut miteinander verschlagen, Milch und 250 ml Sahne in einem Topf mischen, Vanillemark hinzufügen. Diese Mischung einmal aufkochen lassen, dabei gut rühren. Anschließend etwas der heißen Sahnemilch unter ständigem Rühren in die Schüssel mit der Eier-Zucker-Stärke-Mischung geben, bis sich eine homogene Masse gebildet hat. Diese Masse zurück in den Topf schütten und unter kräftigem Rühren erhitzen, bis die Creme eingedickt ist und an Pudding erinnert oder tatsächlich einen „Fertig-Vanillepudding“ aus der Tüte anrühren (geht auch ganz gut ;-)..). Vollständig erkalten lassen. 

300 ml Sahne steif schlagen und unter die erkaltete Puddingcreme-Masse geben.

Den Teigboden vollständig erkalten lassen und halbieren. Auf eine Hälfte die Vanillecreme gleichmäßig verstreichen. Die andere Hälfte mit der Baiserseite nach oben darauf legen.

Die belegten Brote, die zum Mittagessen eigentlich geplant waren oder auch die Kjøttkaker (Hackbällchen) zum Abendessen gibt es ein anderes Mal…irgendwie war das norwegische Frühstück doch etwas viel – man muss ja schließlich alles einmal durchprobieren!

Wer aber noch ein bisschen mehr wissen möchte über norwegische Spezialitäten – dem sei dieser Link sehr empfohlen: https://mystischereisen.de/europa/norwegische-spezialitaeten.

In diesem Sinne – eine schönen und genussvollen Sonntag!

Eure Nachteule

Bergen, Grieg  und Bryggen – Reisetagebuch Tag 13

Nach einer etwas stürmischen Nachtfahrt kamen wir am Sonntagmorgen dann in Bergen – der Stadt der sieben Berge an.

Bergen wurde 1070 n. Chr. gegründet und war viele Jahre lang die norwegische Hauptstadt – gespickt mit kleinem Kopfsteinpflasterstraßen und dem zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Viertel Bryggen mit seinen buntgestrichenen hölzernen Speicherhäusern. Dieses Viertel wir auch die „hanseatische Landungsbrücke“ genannt und ist das auffälligste Überbleibsel aus einer Zeit, als Bergen das Handelszentrum zwischen Norwegen und dem Rest von Europa war – also im 14. Jahrhundert.

Die Wetterprognose – zumindest für den Vormittag, wo die Fahrt mit der Urikenbahnen anstand – war gut. Der Ulriken ist der höchste der sieben Berge mit 643 Metern über dem Meeresspiegel und mit der Gondelbahn lässt sich sein Gipfel mit einer atemberaubenden Aussicht gut erreichen. Wenn man da oben steht und auf das Meer, die Inseln, Berge und Fjorde hinabblickt, versteht man plötzlich, warum Bergen so häufig als „Fjord-Hauptstadt“ bezeichnet wird. Bergen liegt nämlich zwischen den beiden größten Fjorden Norwegens , dem Hardangerfjord und dem Sognefjord und ist somit ein idealer Ausgangspunkt für ausgedehnte Fjordtouren (das nehme ich mal mit auf meine Bucketlist ;-)).

Aber auch auf ihre über 200 Regentage im Jahr (!) sind die Bergener stolz. Warum? Neben der Möglichkeit hippe Regenkleidung zu kaufen und das kann man in Bryggen sehr ausgiebig….gibt es ganz viele Möglichkeiten sich Indoors, in Museen etc. zu beschäftigen. Und genau das haben wir am Nachmittag gemacht – neben einer kleinen, weiteren Stadtrundfahrt gibt  es zum Troldhaugen, das Haus von Edvard Grieg (1843 – 1907), Norwegens berühmtestem Komponisten aller Zeiten, der hier 22 Jahre seines Lebens verbrachte.

Zurück auf dem Schiff durften wir noch einem spannendem Vortrag von Udo und seinen persönlichen Erfahrungen über seine Zeit bei der MOSAiC-Expedition – der größten Polarexpedition der Geschichte lauschen: im September 2019 stach der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern von Tromsø, Norwegen aus in See, um ein Jahr lang durch das Nordpolarmeer zu driften – eingeschlossen im Eis…

Die MOSAiC-Expedition (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate, „Multidisziplinäres Driftobservatorium zur Untersuchung des Arktisklimas“) war eine einjährige, internationale Expedition in die zentrale Arktis, angeleitet vom deutschen Alfred-Wegener-Institut (AWI).

Die Kern-Expedition fand von September 2019 bis Oktober 2020 statt. Erstmals wurde mit einem modernen Forschungseisbrecher die direkte Umgebung des Nordpols auch im Winter und Frühjahr erreicht. Das zentrale Expeditionsschiff, der Forschungseisbrecher Polarstern des AWI, wurde dabei von Versorgungs- und Unterstützungsoperationen der russischen Eisbrecher Akademik Fedorov, Kapitan Dranitsyn (hier kam Udo als Bear Guard mit zur Expedition) , Akademik Tryoshnikow und Admiral Makarov sowie den beiden deutschen Forschungsschiffen Sonne und Maria S. Merian unterstützt.

Weitere spannende Informationen gibt es auf der Seite https://mosaic-expedition.org/.

Und dann hieß es offiziell – auf Wiedersehen (norwegisch) Norwegen….wir machen uns auf den Weg zurück nach Hamburg.

Das Abendessen gab es nochmal im Restaurant Aune mit ein paar typischen norwegischen Spezialitäten und dann erzählte Ole am späteren Abend noch was über Terje Vigen – einer alten traditionellen Geschichte von Henrik Ibsen.

Terje Vigen ist ein eher unbekanntes episches Gedicht mit 52 Strophen dass Ibsen  1882 veröffentlichte. Es erzählt die dramatische Geschichte eines Mannes, ein mutiger und furchtloser Seemann das, in der napoleonische Kriege, während der englischen Blockade von Norwegen in 1809und mit seinem Familie am Rande des Todes Aus Hunger ruderte er von Mandal nach Dänemark, um Gerste zu bringen. Nachzulesen sehr gerne in der Deutschen Gedichtebibliothek: https://gedichte.xbib.de/Ibsen_gedicht_Terje+Vigen.htm

Die Aussichten für den morgigen Seetag sind etwas stürmisch…mal sehen, wie es wirklich wird ;-)!

In diesem Sinne – haltet eure Mützen fest!

Eure Nachteule

Entlang der Atlantikstraße – Reisetagebuch Tag 12

Heute ging es etwas früher von Bord – und zwar in Kristiansund….so zumindest der Plan….aber auch heute musste Plan B ran, wobei es hier nur eine zeitliche Problematik bzw. eine „Platzproblematik“ gab ;-)!

Seit Alta „verfolgt“ bzw. ist uns immer einen halben Tag voraus die „Spirit of Adventure“ – ein englisches Kreuzfahrtschiff, dass sich seit dem 5. Februar auf einer 17-tägigen Rundfahrt unter dem Thema „Under the Glow of the Northern Lights“ befindet und heute sich wieder auf dem Weg nach Southampton, England zurück macht. Und genau dieser Luxusliner lag auf unserem eigentlichen Liegeplatz…deswegen mussten wir knapp 1,5 Stunden im Hafenbecken warten, bis man uns eine Alternative zum Anlegen hat freimachen können.

Aber dann ging es endlich los Richtung Atlanterhavsvegen – Atlantikstraße! Zuvor gab es noch einen kleinen Abstecher zur Stabkirche in Kvernes. Die Stabkirche Kvernes ist eine norwegische Stabkirche auf der Insel Averøya zehn Kilometer südlich von Kristiansund der Provinz Møre og Romsdal. Die Kirche wurde im Jahr 1432 erstmals urkundlich erwähnt, ist aber vermutlich deutlich älter.

Das Bild rechts oben zeigt eine Karavelle aus dem 17. Jahrhundert, die im Kirchenschiff hängt….die ich ziemlich beeindruckend fand!

Vier idyllische Inseln bilden Kristiansund in der Region Fjord Norwegen und hier findet man die offiziell „beste Autostrecke der Welt“ und das „Norwegisches Bauwerk des Jahrhunderts“ – nämlich die schon zuvor benannte Atlantikstraße. Sie ist 8274 Meter lang und wurde 1989 fertiggestellt. Die acht Brücken schlängeln sich zwischen Inseln, Holmen und Schären und sind untereinander durch herausfordernde Straßenabschnitte verbunden, die im Gestein dieser Küstenlandschaft fest verankert sind.

Die Altantikstraße gehört zu den Nationalen Touristenstraßen in Norwegen, und die gesamte Strecke zwischen Bud im Westen und Kristiansund im Osten ist ein zusammenhängendes Erlebnis von Küste, Kultur und Geschichte. Die Kontraste zwischen einer Fahrt bei glatter See und glitzernder Sonne oder tosenden Wellen und nordwestlichem Sturm sind unbeschreiblich….so die Beschreibung auf offiziellen Touristenseiten! Und ja, heute bei ein bisschen mehr Wind war es schon ein spannendes Erlebnis, wie so manche Welle doch relativ nahe an der Straße sich gebrochen hat :-)!

Und hier nun ein paar schöne Impressionen von unserer Foto-Tour (und wer den neuen James Bond Film schon gesehen hat – da müsste euch die eine oder andere Stelle bekannt vorkommen 😉 ):

Bild auf der Seite von Hurtigruten (www.hurtigeruten.de) …mit Aurora Borealis!

Am Nachmittag gab es  – neben einem Sveler mit Trollcreme wieder einen Coronatest…und weiterhin sind alle Passagiere und Crewmitglieder negativ.

Eine Sveler ist ein norwegisches Gebäck, das in etwa einem deutschen Eierkuchen – ich würde sagen einem amerikanischen Pancake – gleicht und kommen ursprünglich aus  Sunnmøre an der Westküste Norwegens. Und nein, es wurde keine Trolle für die Creme verletzt – Trollcreme ist auch ein typisches norwegisches Rezept und besteht aus Sahne bzw. gezuckertes, steifgeschlagenes Eiweiß und gezuckerten Wild-Preiselbeeren…sehr süß und sehr lecker!

Wir haben den Nachmittag dazu genutzt, ein bisschen in unseren Büchern und Podcasts weiter zu schmökern und ich habe mir zwischendurch eine Auszeit in der Panoramasauna gegönnt – der Vorteil bei etwas mehr Wellengang – man hat die Sauna ganz für sich allein 🙂

Die Zeit bis zum Abendessen wurde ergänzt mit einem sehr spannenden Sciene-Talk zum Thema Wale von Charlotte, die für ORCA (www.orcaweb.org.uk) hier an Bord ist und die Arbeit vorstellen darf und von Udo, der von seinen eigenen Erlebnissen mit Walen berichtet.

Und auch ganz passend – heute am der Tag des Wales (Weltwaltag), der immer am dritten Samstag im Februar stattfindet!  Der Tag des Wals wurde 1980 in Maui (Hawaii) während des Maul Whale Festivals ins Leben. Gerufen, um die Buckelwale zu ehren. Der Tag wird jährlich von der Pacific Whale Foundation organisiert, um Geld für den Schutz der Wale zu sammeln (www.pacificwhale.org).

Nach dem Abendessen wurden endlich die restlichen Postkarten geschrieben und dann haben wir den Abend gemütlich in der Explorer Lounge auf Deck 8 ausklingen lassen.

In diesem Sinne – mal sehen wir lange die norwegische Post bis nach Deutschland braucht!

Eure Nachteule!

Polarkreistaufe am Tag auf See – Reisetagbuch Tag 11

Durch den Lotsenschein unseres Kapitäns war es möglich, eine etwas besondere Fahrrinne Richtung Polarkreis zu nehmen und das ermöglichte uns einige atemberaubende Blicke auf diese wunderschöne Natur entlang der Helgelandküste zu werfen!

Über Gjerøya, an Selsøya und der Bäreninsel Bjørnøya vorbei, ging es durch enge Seestraßen vorbei an einem Teil der Skulpturenlandschaft Nordland: Die Skulpturlandschaft Nordland ist ein international bekanntes Kunstprojekt, das im Auftrag der  Nordland fylkeskommune von 1992 – 1998 realisiert und an dem sich Künstler aus 15 Ländern  beteiligt mit insgesamt 34 Skulpturen beteiligt haben, die in der Provinz Nordland verstreut zu finden sind.  Alle Werke sind ständig aufgestellt und bereichern die ohnehin schon schöne Landschaft. Den Künstlern wurde kein spezielles Thema oder Material vorgeschrieben. Vielmehr wurde darauf Wert gelegt, dass eine große Vielfalt visueller Ausdrucksformen entsteht. Wir kamen an einer Toilette und einer Badewanne vorbei, die auf einer kleinen Insel vor Langvågkrona standen.

Unser Ziel war die Insel Vikingen und auf der markiert die magische Zahl 66° 33’ eine ganz besondere Linie, den Polarkreis. Nördlich von ihm erstrahlt die Mitternachtssonne.  Oberhalb dieser Breite steht die Sonne im Sommer 24 Stunden am Tag am Himmel. Und genau diese Linie lässt sich auf einem Globus auf dieser kleinen Insel Vikingen wiederfinden, in der Gemeinde Rødøy zwischen Nesna und Ørnes. Westlich dieses Punkts liegt die Insel Hestmannen, die in der Nordland-Legende über Trolle eine wichtige Rolle spielt. Die Trolle sollen sich plötzlich in Stein verwandelt haben und so zu den Bergen entlang der Küste Nordlands geworden sein….um nochmal auf die nordische Mythologie zu verweisen!

Und um 9:15 Uhr war es dann soweit….wir überqueren den Polarkreis südgehend!

Ein alter Seemannsbrauch besagt: „Wer in die Polargebiete reist oder den Äquator überquert, muss seiner Sünden bereinigt und durch die Taufe reingewaschen werden“. Hier in Norwegen führt natürlich Njord / Njörd, der Gott des Windes, der Seefahrer, der Küsten und der Binnengewässer die Taufe durch! Neben dem Löffel Lebertran nach überstandener Taufe gab es noch ein Gläschen Aquavit „zur Belohnung“….und dann bin ich mich erstmal umziehen gegangen (und hab doch den einen Eiswürfel in der Hose übersehen…)

Im Laufe des weiteren Vormittags konnten man noch in der Explorer Bar auf Deck 8 aus der „Norwegian Coastal Kitchen“ beim Lachs filetieren zuschauen und natürlich auch probieren…

….auf Deck 4 im Science Center fand die nächste Discovery Session statt, wo man schauen konnte, was wir bis jetzt alles entdeckt und gefunden hatten – Steine vom Torghatten, Quallen von der Unterseedrohne etc. und Teile des Expedition Teams stand wieder auf dem Deck für Fragen beim Wildlife Watch / Citizen Science Programm bereit.

Und heute waren die Sieben Schwestern einmal nicht im Dunkeln oder gar in Nebel gehüllt und haben uns einen tollen Blich auf sie gewähren lassen.

Erinnert ihr euch noch an die Geschichte? Botnkrona (1.072 m), Grytfoten (1.066 m), Skjæringen (1.037 m), Tvillingene (die Zwillinge) (980 m), Kvasstinden (1.010 m) und Stortinden (910 m) waren allesamt Töchter von Suliskongen, der sie hoch im Norden sehr streng erzog. Eines Nachts schlief er so fest, dass alle sieben Jungfrauen sich wegschleichen konnten, wie es abenteuerlustige junge Menschen gern einmal tun. Aber Vågekallen, der unbedingt eine Frau finden wollte, lag auf der Lauer. Er verfolgte sie. Die Töchter flohen an der Küste gen Süden, verfolgt von mehreren Trollen, die sie alle entweder fangen oder retten wollten. Aber keiner unter ihnen dachte an die Sonne, die alle Trolle in Stein verwandelt. Als schließlich die Nacht schwand und der Morgen anbrach, erstarrten die Trollschwestern und ihre Verfolger zu Stein. Aus ihnen allen wurden die Felsen und Berge, die heute die Helgelandküste zu einer der schönsten Küsten weltweit machen.

Ansonsten war das ein sehr erholsamer Tag auf See – mit viel Lesezeit (gerade ist es das Monatsbuch der Bücherbar für Februar „Wölfe“ von Hilary Mantel), Podcastfolgen des Hurtigruten-Podcast und von „DER NØRD – Dein Skandinavien-Podcast“!

Am Nachmittag gab es noch einen spannenden Historien-Vortrag aus dem Leben der norwegischen Polarforscher wie Amundsen, Nansen, Sverdrup etc. Eine Schöne Übersicht findet man hier:  https://www.elchburger.de/norwegen/land-leute/geschichte/norwegens-beruehmte-polarforscher.

Und einen Wissenschaftsvortrag zum Nordlichter-Phänomen und dem Projekt Aurorasaurus (https://www.aurorasaurus.org/) gab es am Nachmittag noch.

Was ist genau dieses Projekt: Aurorasaurus ist die erste und einzige Citizen-Science-Initiative, die Polarlichter auf der ganzen Welt anhand von Berichten auf unserer Website und in den sozialen Medien verfolgt. Alle Polarlicht-bezogenen Tweets und Berichte werden auf der Aurorasaurus.org-Karte platziert. Wir bitten die Leute dann, sich anzumelden und die Tweets oder Berichte zu überprüfen. Jeder verifizierte Bericht dient Wissenschaftlern als wertvoller Datenpunkt, den analysieren und in Weltraumwettermodelle integrieren können.

Heute morgen war ich wieder alleine im Sportbereich – irgendwie scheint niemand morgens vor dem Frühstück trainieren zu wollen und konnte mich ein bisschen auspowern, damit ich den Tag auch mit gutem Gewissen und vor allem das Abendessen (wieder) genießen konnte.

Das Essen hier an Bord ist wirklich gut organisiert und für die doch größere Anzahl an Menschen sehr gut. Es gibt insgesamt drei Restaurant – das Restaurant Aune, das Hauptrestaurant für alle Mahlzeiten,  das Restaurant Lindstrøm, welches hauptsächlich für die Suite-Gäste reserviert ist, aber am Abend auch für „normale“ Gäste zum á la Carte-Essen buchbar ist (mit einem kleinen Aufpreis) und das Restaurant Fredheim. Hier gibt es von 12-20 Uhr internationale Gericht, Fast Food etc. ….und es gibt vor allem Bao Buns…gedämpfte Brötchen mit Pulled Pork oder Fischfüllung. Das Fredheim ist nach einer Trapper-Hütte im norwegischen Gebiet Spitzbergen benannt.

Und auch die anderen beiden Restaurantnamen haben eine Bedeutung: das Aune geht auf eine Familie von Schiffsausrüstern aus Tromsø in Nordnorwegen zurück, die einige der großen Expeditionsschiffe, die sich in die Wildnis wagten, ausstatteten. Und Adolf Henrik Lindstrøm war auf den damaligen Polarexpeditionen der Küchenchef von Roland Amundsen.

Abends gab es wieder etwas aus dem Reich der nordischen Märchen – nämlich Utröst – ein Mythos aus den Randgebieten der Lofoten mit Ole!

In diesem Sinne – ein schönes und erholsames Wochenende!

Eure Nachteule

Mit dem Arctic Train auf Norwegens nördlichster Eisenbahnstrecke – Reisetagebuch Tag 10

Der Tag startete nach einer Runde Frühsport und einem leckeren Frühstück mit einem weiteren Vortrag – diesmal ging es um die Aquakulturen der Welt und in Norwegen. Wer ein bisschen mehr wissen möchte – hier gibt es noch eine ganz interessante Seite: https://fischausnorwegen.de/geschichten-aus-norwegen/das-geschenk/aquakultur/?gclid=Cj0KCQiA3rKQBhCNARIsACUEW_bVDHHvkgfKBpVZ3b1VIzO17M3JQnEglaSDUnjICP-guIU7bFY-ZpkaAnPpEALw_wcB

Kurz nach dem Anlegen in Narvik ging es auch schon los Richtung Bahnhof und dann mit dem Arctic Train auf die 43 Kilometer lange Ofoten Linie, die vom Hafen Narvik bis zur schwedischen Grenzen führt und Norwegens nördlichste Eisenbahnstrecke ist.

Die Ofoten-Linie wurde gebaut, um den Zugang zu einem eisfreien Exporthafen für die reichen Eisenerzvorkommen in Nordschweden zu sichern. Der Bau zog sich von Ende des 19. Jahrhunderts bis ins nächste Jahrhundert hinein und ging mit extremen klimatischen und logistischen Herausforderungen einher. Insgesamt waren mehr als 5 000 Menschen am Streckenbau beteiligt. Wanderarbeiter, so genannte „Rallare“, suchten ihr Glück in dem vermeintlichen europäischen „Klondyke“. Die zahlreichen Mythen und Legenden, die sich um die Rallar-Kultur ranken, sind ebenso farbenfroh wie spannend. Aber nicht nur die Landschaft, durch die sich die Bahnlinie schlängelt, ist dramatisch. Die historischen Ereignisse rund um den Streckenbau Ende des 19. Jahrhunderts und die Kriegshandlungen im Jahr 1940 bilden eine dramatische Kulisse für die erlebnisreiche Bahnfahrt mit dem Arctic Train: Während des Zweiten Weltkriegs rückte die Ofoten-Linie erneut in den Mittelpunkt der Geschichte. Die Kontrolle über die Bahnstrecke war von entscheidender Bedeutung, da sie eine Exportroute für die größten und wichtigsten Eisenerzvorkommen Europas darstellte. Ein wesentlicher Teil der Kriegshandlungen während der Schlacht von Narvik fand daher in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie statt. Was ganz interessant war, dass ein Online-Audioprogramm während der Zugfahrt auf die wichtigsten Punkte und Ereignisse hinwies und der eine oder andere Photostopp wurde eingelegt! Learning on the Train sozusagen ;-)! Nachzulesen ist das ganze hier in der App: Voice of Norway – ein Reiseführer für das Smartphone, wo es zu vielen verschiedenen interessanten Orte solche Audio-Guides gibt (https://voiceofnorway.no/)!

Und hier kann man auch nochmal 10 historische Fakten zum Arctic Train nachlesen: https://www.norwaysbest.com/de/lassen-sie-sich-inspirieren/the-arctic-train-auf-der-ofoten-linie-10historische-fakten/.

Auch Hermes hat es gut gefallen und es gab endlich einen typischen norwegischen Zimtbollen – danach habe ich schon länger gesucht, da ich ein großer Zimtschnecken-Fan bin – aber dazu mal im BBQOwl-Abschnitt mehr ;-)!

In Norwegen heißen diese Zimtknoten: Kanelknuter und sehen eigentlich nur anders aus wie schwedische Zimtschnecken – also Kanelbullar ;-). Ein sehr leckeres Rezept dazu findet ihr z.B. hier: https://savorylens.com/kanelknuter/

Wieder zurück an Bord gab es die Möglichkeit, sich von einem Museumsdozenten (in unserem Fall war es Elena, die Kuratorin) einen kurzen Vortrag über Narvik’s Kriegsgeschichte und das Kriegsmuseum anzuhören, der extra dafür auf das Schiff kam. Und nach der Zugfahrt und den ersten interessanten Fakten, war das noch eine passende Ergänzung dazu! Mehr zum Kriegsmuseum findet auf deren Homepage: https://warmuseum.no/

„Um Frieden zu schaffen, müssen wir Krieg verstehen“

Am Nachmittag gab es eine weitere Sciene Session – diesmal ging es um das Problem der Plastikverschmutzung in den Ozeanen und was man selber dazu tun kann! Auch hier ein Link zum Weiterlesen: https://www.oceancare.org/de/unsere-arbeit/meeresschutz/plastikverschmutzung/

Nach dem Abendessen gab es einen weiteren Vortrag zum Thema: Abenteuer Eis….Udo, ein Mitglied des Expeditionsteam hat von seinen Reisen und Erlebnissen aus Nord-Grönland berichtet – ein sehr beeindruckender Vortrag und auch phantastische Naturbilder.

Und diesmal gab es eine Sporteinheit am Abend – nämlich eine Runde Yin Yoga zum Entspannen!

In diesem Sinne – Namaste!

Eure Nachteule

Schlittenhundefahrt in Tromsø und das Trollmuseum- Reistagebuch Tag 9

Ein traumhafter Sonnenaufgang hat uns heute Morgen auf dem Weg nach Tromsø  – dem Tor zum Eismeer – begleitet!

Bevor wir gegen 9:30 Uhr in Tromsø anlegten, gab es noch einen interessanten Vortrag vom Expeditionsteam hier an Bord zum Thema „Klimawandeln in Norwegen“. Viele Länder erleben schon jetzt die Folgen des Klimawandels und in Norwegen werden die Auswirkungen besonders in den nördlichen Teilen des Landes bereits deutlich. Wer hierzu etwas mehr wissen möchten – einfach sich auf den Seiten der Königlich Norwegische Botschaft in Berlin einmal umschauen, da findet einige interessante Berichte dazu: https://www.norway.no/de/germany/werte-schwerpunkte/klima-umwelt/

Dann ging es los….Husky-Schlittenhundefahren in Norwegen! Nach einer knapp 45 minütigen Fahrt sind wir im Tromsø Villmarkssenter auf der Insel Kvaløya angekommen – einem Zentrum mit ca. 200 Alaskan Huskies und Welpen (wer das auch mal erleben möchte – hier geht es zur Homepage: https://villmarkssenter.no/activities/husky-sled-ride/. Dort gab es erstmal einen Thermo-Overall und Thermo-Stiefel und dann ging es endlich zu den Hunden – während des kurzen Vortrages zur Rasse Alaskan Husky gab es weitere Informationen zu Hundeschlittenrenne und Tierschutz und man konnte schon den einen oder anderen Hund streicheln. Dann wurden die Schlitten vorbereitet, 11 Huskies eingespannt und dann hat uns unsere Musher Gintarė fast eine Stunde in ein absolut phantastisches Erlebnis geführt – diese traumhafte Umgebung bei dem tollem Wetter…ein absolutes Highlight auf dieser Reise (und bei dem tolle Wetter steigt die Hoffnung auf weitere Nordlichter am Abend :-)!

Nach der Tour ging es noch einmal kurz zu den Junghunden zum Spielen bevor man sich dann in ihrer gemütlichen Gamme-Hütte am offenen Feuer aufwärmen konnte. Neben der hier so typischen heißen Schokolade gab es für alle die wollten „Bidos“, ein traditionelles samisches Rentiergericht, was sehr lecker war – und wenn man noch ein paar Spätzle reingetan hätte, dann wäre es fast mit einem Gaisburger Marsch vergleichbar ;-)! Und zum Nachtisch gab es einen sehr schmackhaften Schokoladenkuchen.

Zurück in Tromsø konnten wir noch die Eismeerkathedrale ins Blickfeld nehmen und ein paar schöne Aufnahmen machen.

Dem Stadtzentrum gegenüber am Beginn der Tromsøbrua steht die Tromsdalenkirche, benannt nach dem Vorort Tromsdalen, bei uns geläufiger unter dem Namen „Eismeerkathedrale“. Dieser moderne Kirchenbau wurde von dem Osloer Architekten Jan Inge Hovig entworfen und 1965 eingeweiht und insbesondere von der Seite aus betrachtet, weckt dieses Kathedrale verschiedene Assoziationen beim Betrachter:

Die „Eismeerkathedrale“ von der Seite und weckt beim Betrachter bestimmte Assoziationen: manche sehen in dem eigenwilligen Betonbau ein Stockfischgestell oder Bootshaus, andere fühlen sich an aufgerichtete Eisblöcke erinnert. Ich finde es einfach interessant ;-)!

Und natürlich musste ein Besuch im Troll-Museum sein, wenn wir schon im Land der Trolle sind ;-)!

Das Trollmuseum in Tromsø ist das erste und einzige Trollmuseum in Norwegen, das mit moderner Augmented Reality (AR)-Technologie erstellt wurde. Die Ausstellung stützt sich auf die Arbeit der Märchensammler Asbjørnsen und Moe sowie auf Illustrationen von Theodor Kittelsen.  Im Museum gibt es auch eine der ältesten Ausgaben von Troldskab (von 1892) – eine berühmte Märchensammlung illustriert von Theodor Kittelsen.

In der altnordischen Mythologie glaubte man zum Beispiel, dass der Donner vom Gott Thor kam, der auf seinem Streitwagen über den Himmel fuhr, dass große Krieger in Valhalla und Folkvang wohnen würden, um nach ihrem Tod mit den Göttern zu feiern, und dass das Schicksal der Welt war bestimmt von den drei Nornen – Schicksalsgöttinnen und Personifikationen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.  Trolle sind nicht weniger wichtig als die Helden zahlreicher nordischer Legenden und Märchen. Diese riesigen Kreaturen können in tiefen Wäldern oder hoch oben auf den Berggipfeln gefunden werden. Von weitem sehen sie aus wie riesige Felsbrocken, die mit Moos und Heidekraut und manchmal sogar ganzen Bäumen bewachsen sind. Ein Troll kann einen, drei, fünf, sechs, sieben, neun oder noch mehr Köpfe haben. Solche Mythen und Legenden sind unglaublich interessant, aber sie können manchmal auch sehr verwirrend sein, da verschiedene Quellen widersprüchliche Informationen enthalten.

Hier noch ein zwei Buchempfehlungen – auch passend zum heutigen Abendvortrag von Ole, der uns wieder in die Welt der norwegischen Geschichten und Sagen entführte – zum Thema nordische Mythen:

Nordische Mythen und Sagen von Neil Gaiman und Nordische Götter- und Heldensagen von Edmund Mudrak. Und noch eine ganz interessante Fallarbeit zu „Nordische Mythologie“ habe ich gefunden: https://www.lem.lu/pdf/trape/Reiter,%20Mil%20-%20Nord%20Myth.pdf.

Nicht nur heute Nachmittag gab es Rentier – auch heute Abend stand auf der Abendkarte „Rentier aus der Finnmark mit gebratenen Champignons, Rosenkohl, Wacholderbeersauce und Preiselbeeren“.

Und ich muss gestehen – ich habe mich so ein bisschen in den Bivrost Gin verliebt – ein toller Cocktail den man hieraus zaubern kann ist der Artic Tom Collins – (Bivrost Gin, Zitronensaft, Zuckersirup und Soda) – also ein Klassiker unter den Gin Cocktails!

In diesem Sinne – immer nett zu Trollen sein (zu den meisten bitte) ;-)!

Eure Nachteule

Trolle, Runen und die ᛚᚬᚠᚬᛏᛅᚾ (Lofoten) – #OwlonTour -Reisetagbuch Tag 6

Gestern Abend hatten wir noch kurz die Gelegenheit die „Sieben Schwestern“ zu sehen – das waren die sieben Töchter, die gestern beim Torghatten eine kleine Rolle spielte – erinnert ihr euch ;-)?

Und dank guter Kameratechnik wurde es auch eine sehr schöne Aufnahme, der sonst tagsüber oft schüchternen Schwestern, wie uns Ole, einer unserer norwegischen Tourguides erklärte, da seien sie oft in Nebel bzw. Wolken gehüllt!

Wer oder was sind eigentlich Sieben Schwestern? Die Sieben Schwestern (bokmål: De syv søstre bzw. Sju søstre) sind eine Bergformation aus sieben Bergen in der Kommune Alstahaug in Nordland, Norwegen – an der Helgelandküste, zwischen den Hurtigruten Häfen Sandnessjøen und Brønnøysund.

Und hier die Sage, die sich um diese Formation rankt: Botnkrona (1.072 m), Grytfoten (1.066 m), Skjæringen (1.037 m), Tvillingene (die Zwillinge) (980 m), Kvasstinden (1.010 m) und Stortinden (910 m) waren allesamt Töchter von Suliskongen, der sie hoch im Norden sehr streng erzog. Eines Nachts schlief er so fest, dass alle sieben Jungfrauen sich wegschleichen konnten, wie es abenteuerlustige junge Menschen gern einmal tun.

Aber Vågekallen, der unbedingt eine Frau finden wollte, lag auf der Lauer. Er verfolgte sie. Die Töchter flohen an der Küste gen Süden, verfolgt von mehreren Trollen, die sie alle entweder fangen oder retten wollten. Aber keiner unter ihnen dachte an die Sonne, die alle Trolle in Stein verwandelt. Als schließlich die Nacht schwand und der Morgen anbrach, erstarrten die Trollschwestern und ihre Verfolger zu Stein. Aus ihnen allen wurden die Felsen und Berge, die heute die Helgelandküste zu einer der schönsten Küsten weltweit machen.

Und dann hat es heute Morgen tatsächlich geklappt – wir konnten in Reine (Lofoten) anlegen. Seit einigen Wochen war es nicht möglich aufgrund von Wetter, Wasserstand etc. direkt in Reine anzulegen, aber heute Morgen war es endlich wieder so weit. Auch wenn das Wetter eher winterlich war – also Geflöckel und kalt – die Fahrt ins kleine Fischerdorf A war wirklich eine Abenteuer 🙂

Ich bin sehr beeindruckt, wie diese riesigen Busse sich so sicher und teilweise hauchdünn aneinander vorbeigefahren sind auf schneebedeckten und eisigen Straßen!

Angekommen in  Å hieß es wieder, Spikes anziehen und auf geht’s Richtung Zentrum…hier ein paar Fakten zu  Å.

Å hat etwa 100 Einwohner und die Stadt lebt heute nahezu ausschließlich vom Tourismus im Sommer. Der komplette Ort ist eine Art Museumsdorf, in dem die Fischereitradition der Region präsentiert wird.  Hier befindet sich auch das norwegische Fischereimuseum und das Stockfisch-Museum. Der kleine Ort zählt zu den ursprünglichsten Fischerdörfern in ganz Norwegen. Die 33 Gebäude des Ortes verbreiten eine einzigartige Atmosphäre, die zu einem Abendspaziergang durch das charmante Å einlädt. Die meisten Gebäude sind über 150 Jahre alt und am Ort wurde soviel Altes bewahrt wie möglich und soviel Neues für den Tourismus geschaffen wie nötig. Der außergewöhnliche und kürzeste Ortsname der Welt muss sich seine Eigenschaft aber mit vier weiteren Orten in Norwegen teilen, die ebenfalls Å heißen. Das auf den Lofoten ist jedoch das bekannteste. Dies hat zur Folge, dass mehrmals jährlich ein neues Ortsschild am Ortseingang angebracht werden muss. Es wird ständig von Souvenirjägern gestohlen. Heute hatten wir Glück und das Ortschild war mal noch auf seinem Platz! 🙂

Zum Abschied klarte sogar das Wetter noch ein bisschen auf und wir fuhren mit ein paar phantastischen Aufnahmen in der Kamera wieder ab Richtung Alta – aber natürlich mussten wir noch einen kurzen Halt am Trollfjord einlegen (auch wenn man im Winter leider nicht einfahren darf) und es gab sogar eine passende Trollfjordsuppe auf Deck 8 in der Explorer Lounge.

Der Trollfjord ist ein 2 Kilometer langer Seitenarm des Raftsunds, der die norwegischen Regionen Lofoten und Vesterålen voneinander trennt. Und auch hier rankt sich natürlich eine Trollsage um die Entstehung dieses nur max. 70 Meter tiefen Fjords_ die berühmte Schlacht im Trollfjord fand im Jahre 1890 statt. Fischer aus Henningsvær, deren einziges Bestreben es war, Kabeljau zu fischen, fuhren auf der Suche nach dem Fisch mit ihren Booten auf dem Raftsund in östliche Richtung zum Trollfjord. Dort trafen sie auf mehrere Dampfschiffe. Die Dampfschiffe hatten sich so in der Einmündung des Fjords platziert, dass die Fischer keinen Zugang mehr zum Trollfjord bekamen. Zudem hatten die Dampfschiffe große Netze ausgeworfen und machten den Fischern den Kabeljau streitig. Die armen Fischer in ihren Ruderbooten, deren Lebensgrundlage der Fisch war, wurden wütend, und mit Rudern und Bootshaken enterten sie die Dampfschiffe und erkämpften sich den Zugang in den Trollfjord. Damals gehörte der Sieg den kleinen Fischern und sie konnten weiter ihren Kabeljau fischen. Der Roman „Der letzte Wikinger“ von Johan Bojer beschreibt die Schlacht ausführlich. Im Jahr 1893 – um die kleinen Fischer zu schützen – wurde, als Folge der Schlacht im Trollfjord, das Fischen mit Senknetzen verboten.

Die Trollfjordsuppe ist eine klassische norwegische Fischsuppe (heute sogar nach dem Rezept der Mutter des Kapitäns) und besteht für vier Portionen aus

  • 50 g Butter
  • 50 g Mehl
  • 1 Liter Fischkraftbrühe
  • 200 g norwegisches Fischfilet (Kabeljau, Schellfisch, Steinbeißer, Rotbarsch – irgend was weiß fleischiges) / bzw.
  • 200 g Fischpudding
  • 2 Karotten
  • 1 Scheibe Sellerieknolle
  • 1 Stck. Petersilienwurzel
  • 1/2 Lauchstange
  • Zitronensaft, Pfeffer, Salz, frischer Schnittlauch
  • Sahne / Milch

Das Gemüse in feine Streifen oder Würfel schneiden. Butter und  Mehl anschwitzen und mit Fischfond aufgießen, Fisch hineingeben und mit Salz, Pfeffer, Zitrone und Sahne / Milch abschmecken und mind. 5 Minuten ziehen lassen. Mit Schnittlauch bestreuen – God appetitt!

Hier noch das Rezept für einen typischen norwegischen Fischpudding(Hiskepudding eller Fiskefarse (4 Portionen):

  • 750 g Kabeljau- o. Schellfischfilet
  • 200 ml Sahne
  • 2 TL Salz
  • 11/2 EL Speisestärke
  • 1 EL Butter
  • 2 EL Paniermehl

Den Fisch in grobe Stücke zerteilen. Im Mixer nach und nach fein pürieren, dabei schon etwas Sahne zugießen. Das Fischpüree mit Salz würzen. Die Speisestärke und die restliche Sahne unterrühren. Die Mischung kräftig schlagen, so dass sie möglichst locker wird. Eine Kasten- oder Puddingform (Inhalt ca. 1 1/2 l) mit der Butter einfetten und mit Paniermehl ausstreuen. Die Fischmasse in die vorbereitete Form geben und die Oberfläche glattstreichen. Zur Vermeidung von Hohlräumen die Form auf einer weichen Unterlage mehrmals fest aufsetzen. Ein passend großes Stück Alu-Folie fest über die Formoberfläche legen und an den Rändern festdrücken. Eine Fettpfanne mit ca. 1 l Wasser füllen. Die Kastenform hineinstellen. Während des Garvorganges darf das Wasser nicht sprudelnd kochen, da der Fischpudding dann Löcher bekommen würde. Den Fischpudding vor dem Stürzen aus der Form ca. 5 Minuten ruhen lassen. Dann in Scheiben schneiden oder wie in unserem Fall als Fischklößchen abstechen!

Und die Kultur soll natürlich auch nicht zu kurz kommen – also ging es noch in einen Runen-Workshop mit unserer Sami-Spezialistin Andrea und unserem polnischen Wikinger Jan und anschließend in einen Wikinger-Vortrag mit Ole!

Runen sind alphabetische Schriftzeichen, deren germanischer Ursprung zu Beginn der Zeitrechnung zu finden ist. Einst hatte das Runenalphabet 24 Buchstaben, wobei jeder Buchstabe für einen Laut stand. Das Alphabet wird gerne als Futhark bezeichnet, benannt nach den ersten sechs Buchstaben. Um 700 wurden die Zeichen vereinfacht und das Alphabet auf 16 Buchstaben verkürzt. Diese „jüngeren“ Runen wurden während der Wikingerzeit und im Mittelalter verwendet. Norwegen hat die älteste Runeninnschrift und den ältesten Runenstein. Der Runenstein von Einang ist zudem der älteste, auf dem das Wort Rune erwähnt ist. Eine interessante Seite zu schwedisch-norwegische Runen findet man im Mittelalter Fandom (Mittelalter Wiki): https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Schwedisch-norwegische_Runen und eine schöne Seite zu den Wikinger aus Norwegen findet man unter https://www.visitnorway.de/aktivitaten/kunst-und-kultur/wikinger/

Da wir morgen Abend auf Nordlichtjagd sind, gab es heute ein vorgezogenes Valentinstag-Essen im Restaurant Lindstrøm hier an Bord. Eigentlich nur für Suite-Gäste, aber bei Vorreservierung und einem kleinem Aufpreis haben wir uns da heute einen schönen Abend gegönnt!

Und was für eine süße Überraschung erwartete uns anschließend in der Kabine – das abendliche Schokobetthupferl wurde mit einem selbstgebastelten Serviettenschwanenherz zusammen auf das Kopfkissen gelegt!

Kurz vor 19 Uhr hieß es heute zum ersten Mal „Polarlicht an Backbord sichtbar“ – nicht ganz so gut wie vor zwei Tagen, aber es ist ja auch noch ziemlich früh am Abend und da es gegen später aufklaren soll, steigen die Chancen auf gut sichtbare Polarlichter…also Daumen drücken!

In diesem Sinne – einen schönen Vor-Valentinstagabend!

Eure Nachteule!

Können Eulen eigentlich seekrank werden? #OwlonTour – Reisetagebuch Tag 2

Die Aussichten haben es schon ein bisschen angekündigt – so ganz „ruhig“ würde die Fahrt von Hamburg nach Stavanger nicht verlaufen ;-)!

So merkte man bereits beim kurzen technischen Stopp in Cuxhaven gestern Nacht gegen 22:30 Uhr, dass es ziemlich zu schaukeln begann. Aktuell geht es mir so lala – noch kann ich ohne irgendwelche Hilfsmittel meinen Aufenthalt genießen und auch bei Carsten geht es so langsam wieder. Durch einen guten Freund waren bzw. sind wir ganz gut auf genau diese Situation vorbereitet gewesen und haben uns im Vorfeld mit Scopoderm Pflastern eingedeckt: Scopoderm (Wirkstoff ist Scopolamin) gehört in die Gruppe der Antiemetika-Antivertiginosa – also Mittel gegen Übelkeit / Erbrechen und gegen Schwindel). Dieses kleine Pflaster wird idealerweise einige Stunden VOR dem Reiseantritt an einer intakten unbehaarten Stelle hinter dem Ohr aufgeklebt und hat eine Wirkdauer von 72 Stunden.

Was ist eigentlich diese „Seekrankheit“ genau und gibt es noch weitere Dinge, die man dagegen tun?

Die Seekrankheit ist eine weit verbreitete Unterform der Reisekrankheit (Kinetose), die sich während der Fahrt mit z.B. einem Schiff mit den typischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Brechreiz entwickeln kann. Und für alle Interessierten – der ICD-10 Code lautet T75.

Ganz allgemein kann man sagen, dass unser Gleichgewichtsorgen und unsere Propriozeptoren (die unsere Stellung im Raum koordinieren) ein wenig in Konflikt stehen…

Durch die ständigen Schaukelbewegungen bei Seegang nimmt das Gleichgewichtsorgan wahr, dass der Körper andauernd in Bewegung ist, aber wir sitzen eigentlich stabil  in einer gerade erscheinenden Umgebung, wie uns die Innenwände des Schiffes ja gerade suggerieren. Dies sorgt für widersprüchliche Informationen, welche das Gehirn nicht einordnen kann.

Auf vielen einschlägigen Seiten gibt es nun eine Vielzahl an Tipps, was man nun machen soll:

  • an Deck, an die frische Luft, gehen und den Blick Richtung Horizont richten – so können optische Eindrücke und gefühlte Schwankungen wieder besser in Einklang gebracht werden
  • Flach hinlegen und die Augen zu machen (am besten unter Deck) oder auch versuchen ein bisschen zu schlafen hilft ganz gut.
  • ein kleines bisschen was essen, was nicht zu schwer im Magen liegt, ist tatsächlich auch hilfreich. Interessanterweise wird ein Zusammenhang zwischen Seekrankheit und Histamin diskutiert, d.h. Hartkäse, Salami oder auch Rotwein sind durchaus empfohlene Lebensmittel….dann wäre ja die Getränkeauswahl zum Abendessen schon geklärt, oder 😉 ?!
  • Ingwer in verschiedenen Formen wird auch immer wieder empfohlen – kleingeschnitten, gekaut oder einfach in Form von Ingwertee.
  • Oder eben Medikamente in Form von Pflastern, Tabletten, Kaugummis oder auch Zäpfchen aus der Gruppe der Antihistaminika, oder auch Scopolamin gegen Übelkeit.

Heute war ja ein klassischer Seetag – irgendwie muss man ja nach Norwegen kommen – und so wurde heute einiges an Vorträge und kleiner Aktivitäten an Board angeboten.

Die erste Herausforderung fand ich heute Morgen war das Frühstück bei diesem Seegang – aber es ging erstaunlich gut – auch wenn man merkte, dass nicht so viele Gäste das erste Frühstück wirklich austesten konnten oder auch wollten ;-)!

Im Hauptrestaurant Aune gibt es eine Mischung aus vorbereitetem Buffet mit kleinen Minischälchen verschiedenster Frühstücksspezialitäten und weiteren Wünschen, die direkt am Platz serviert werden.

Danach gab es einen Informationsvortrag zu den inkludierten und optionalen Ausflügen und möglichen Aktivtäten an Bord und unterwegs von einem Teil des Expeditionsteams – diesmal von Raissa – einer Brasilianerin mit einem eher typisch russischen Vornamen, wie sie meinte :-)!

Wir haben uns inzwischen ein schönes Programm zusammengestellt und auch den einen oder anderen „Extra-Ausflug“ noch dazu gebucht – immer in der Hoffnung, dass es wettertechnisch alles so machbar ist – also Daumen drücken!

Aufgrund neuer Corona-Maßnahmen müssen alle Gäste, auch wenn sie geimpft sind, einen Antigen-Test machen, bevor sie in Norwegen an Land gehen wollen – also ging es heute Vormittag deckweise zum super durchorganisierten Antigen-Schnelltest in Science-Center und dann haben wir uns ein kleines Mittagessen gegönnt – mit einer phantastischen Aussicht (trotz Wellengang) – denn der Tag war voller Sonnenschein und Wind und sehr angenehmen Temperaturen!

Am Nachmittag gab es die Einführung ins Science Center und die Vorstellung der weltweiten Citizen-Science-Projekten, an denen wir uns gerne beteiligen können. Sehr spannend finde ich die Projekte „Globe Oberserver-Programm“ und „AuroraSaurus“. Zu beiden Projekten finden in den nächsten Tagen weitere Discovery-Sessions statt und ich freue mich schon auf weitere Informationen dazu!

Nach einer kleinen Spa-Auszeit gab es noch den Präventionsrotwein zum Abendessen und einen ruhigen Abend bei (mittelschwerem) Wellengang und den letzten Kilometern bis nach Norwegen!

Mal schauen, was uns morgen in Stavanger erwartet – ob wir an unserem geplanten und gebuchten Ausflug teilnehmen können oder ob wir auf eigene Faust das Städtchen unsicher machen (müssen) – denn vor ein paar Minuten gab es die Durchsage: ein Mitglied des Expeditionsteams wurde heute Nachmittag positiv auf Corona getestet und jetzt müssen erstmal alle Expeditionsteammitglieder in Quarantäne bis morgen früh und bekomme morgen nochmal einen Coronatest gemacht und dann kann weiter geplant werden!

In diesem Sinne – schön gesund bleiben und immer den Horizont im Auge behalten!

Eure Nachteule!