Durch den Lotsenschein unseres Kapitäns war es möglich, eine etwas besondere Fahrrinne Richtung Polarkreis zu nehmen und das ermöglichte uns einige atemberaubende Blicke auf diese wunderschöne Natur entlang der Helgelandküste zu werfen!

Über Gjerøya, an Selsøya und der Bäreninsel Bjørnøya vorbei, ging es durch enge Seestraßen vorbei an einem Teil der Skulpturenlandschaft Nordland: Die Skulpturlandschaft Nordland ist ein international bekanntes Kunstprojekt, das im Auftrag der Nordland fylkeskommune von 1992 – 1998 realisiert und an dem sich Künstler aus 15 Ländern beteiligt mit insgesamt 34 Skulpturen beteiligt haben, die in der Provinz Nordland verstreut zu finden sind. Alle Werke sind ständig aufgestellt und bereichern die ohnehin schon schöne Landschaft. Den Künstlern wurde kein spezielles Thema oder Material vorgeschrieben. Vielmehr wurde darauf Wert gelegt, dass eine große Vielfalt visueller Ausdrucksformen entsteht. Wir kamen an einer Toilette und einer Badewanne vorbei, die auf einer kleinen Insel vor Langvågkrona standen.

Unser Ziel war die Insel Vikingen und auf der markiert die magische Zahl 66° 33’ eine ganz besondere Linie, den Polarkreis. Nördlich von ihm erstrahlt die Mitternachtssonne. Oberhalb dieser Breite steht die Sonne im Sommer 24 Stunden am Tag am Himmel. Und genau diese Linie lässt sich auf einem Globus auf dieser kleinen Insel Vikingen wiederfinden, in der Gemeinde Rødøy zwischen Nesna und Ørnes. Westlich dieses Punkts liegt die Insel Hestmannen, die in der Nordland-Legende über Trolle eine wichtige Rolle spielt. Die Trolle sollen sich plötzlich in Stein verwandelt haben und so zu den Bergen entlang der Küste Nordlands geworden sein….um nochmal auf die nordische Mythologie zu verweisen!
Und um 9:15 Uhr war es dann soweit….wir überqueren den Polarkreis südgehend!

Ein alter Seemannsbrauch besagt: „Wer in die Polargebiete reist oder den Äquator überquert, muss seiner Sünden bereinigt und durch die Taufe reingewaschen werden“. Hier in Norwegen führt natürlich Njord / Njörd, der Gott des Windes, der Seefahrer, der Küsten und der Binnengewässer die Taufe durch! Neben dem Löffel Lebertran nach überstandener Taufe gab es noch ein Gläschen Aquavit „zur Belohnung“….und dann bin ich mich erstmal umziehen gegangen (und hab doch den einen Eiswürfel in der Hose übersehen…)


Im Laufe des weiteren Vormittags konnten man noch in der Explorer Bar auf Deck 8 aus der „Norwegian Coastal Kitchen“ beim Lachs filetieren zuschauen und natürlich auch probieren…

….auf Deck 4 im Science Center fand die nächste Discovery Session statt, wo man schauen konnte, was wir bis jetzt alles entdeckt und gefunden hatten – Steine vom Torghatten, Quallen von der Unterseedrohne etc. und Teile des Expedition Teams stand wieder auf dem Deck für Fragen beim Wildlife Watch / Citizen Science Programm bereit.
Und heute waren die Sieben Schwestern einmal nicht im Dunkeln oder gar in Nebel gehüllt und haben uns einen tollen Blich auf sie gewähren lassen.

Erinnert ihr euch noch an die Geschichte? Botnkrona (1.072 m), Grytfoten (1.066 m), Skjæringen (1.037 m), Tvillingene (die Zwillinge) (980 m), Kvasstinden (1.010 m) und Stortinden (910 m) waren allesamt Töchter von Suliskongen, der sie hoch im Norden sehr streng erzog. Eines Nachts schlief er so fest, dass alle sieben Jungfrauen sich wegschleichen konnten, wie es abenteuerlustige junge Menschen gern einmal tun. Aber Vågekallen, der unbedingt eine Frau finden wollte, lag auf der Lauer. Er verfolgte sie. Die Töchter flohen an der Küste gen Süden, verfolgt von mehreren Trollen, die sie alle entweder fangen oder retten wollten. Aber keiner unter ihnen dachte an die Sonne, die alle Trolle in Stein verwandelt. Als schließlich die Nacht schwand und der Morgen anbrach, erstarrten die Trollschwestern und ihre Verfolger zu Stein. Aus ihnen allen wurden die Felsen und Berge, die heute die Helgelandküste zu einer der schönsten Küsten weltweit machen.
Ansonsten war das ein sehr erholsamer Tag auf See – mit viel Lesezeit (gerade ist es das Monatsbuch der Bücherbar für Februar „Wölfe“ von Hilary Mantel), Podcastfolgen des Hurtigruten-Podcast und von „DER NØRD – Dein Skandinavien-Podcast“!
Am Nachmittag gab es noch einen spannenden Historien-Vortrag aus dem Leben der norwegischen Polarforscher wie Amundsen, Nansen, Sverdrup etc. Eine Schöne Übersicht findet man hier: https://www.elchburger.de/norwegen/land-leute/geschichte/norwegens-beruehmte-polarforscher.

Und einen Wissenschaftsvortrag zum Nordlichter-Phänomen und dem Projekt Aurorasaurus (https://www.aurorasaurus.org/) gab es am Nachmittag noch.

Was ist genau dieses Projekt: Aurorasaurus ist die erste und einzige Citizen-Science-Initiative, die Polarlichter auf der ganzen Welt anhand von Berichten auf unserer Website und in den sozialen Medien verfolgt. Alle Polarlicht-bezogenen Tweets und Berichte werden auf der Aurorasaurus.org-Karte platziert. Wir bitten die Leute dann, sich anzumelden und die Tweets oder Berichte zu überprüfen. Jeder verifizierte Bericht dient Wissenschaftlern als wertvoller Datenpunkt, den analysieren und in Weltraumwettermodelle integrieren können.

Heute morgen war ich wieder alleine im Sportbereich – irgendwie scheint niemand morgens vor dem Frühstück trainieren zu wollen und konnte mich ein bisschen auspowern, damit ich den Tag auch mit gutem Gewissen und vor allem das Abendessen (wieder) genießen konnte.
Das Essen hier an Bord ist wirklich gut organisiert und für die doch größere Anzahl an Menschen sehr gut. Es gibt insgesamt drei Restaurant – das Restaurant Aune, das Hauptrestaurant für alle Mahlzeiten, das Restaurant Lindstrøm, welches hauptsächlich für die Suite-Gäste reserviert ist, aber am Abend auch für „normale“ Gäste zum á la Carte-Essen buchbar ist (mit einem kleinen Aufpreis) und das Restaurant Fredheim. Hier gibt es von 12-20 Uhr internationale Gericht, Fast Food etc. ….und es gibt vor allem Bao Buns…gedämpfte Brötchen mit Pulled Pork oder Fischfüllung. Das Fredheim ist nach einer Trapper-Hütte im norwegischen Gebiet Spitzbergen benannt.
Und auch die anderen beiden Restaurantnamen haben eine Bedeutung: das Aune geht auf eine Familie von Schiffsausrüstern aus Tromsø in Nordnorwegen zurück, die einige der großen Expeditionsschiffe, die sich in die Wildnis wagten, ausstatteten. Und Adolf Henrik Lindstrøm war auf den damaligen Polarexpeditionen der Küchenchef von Roland Amundsen.

Abends gab es wieder etwas aus dem Reich der nordischen Märchen – nämlich Utröst – ein Mythos aus den Randgebieten der Lofoten mit Ole!
In diesem Sinne – ein schönes und erholsames Wochenende!
Eure Nachteule